Galopper des Jahrhunderts

ein Kandidat der Turfkönig-Wahl zum Galopper des Jahrhunderts

vorgestellt von Silvia Wächter

Birkhahns Geschichte wäre einen Roman wert. Mit seiner Mutter Bramouse ging es schon los. Obwohl diese ganz legal von dem Graditzer Gestütsleiter Graf Kalnein von Baron Rothschild erstanden worden war, drohte ihr und ihrem Fohlen nach dem Zweiten Weltkrieg die Beschlagnahmung und Rückführung.

gez. 1945 v. Alchimist - Bramouse v. Capiello
Züchter: Madeleine von Heynitz
Besitzer: K. H. Wieland
Trainer: F. Brege

Bramouse wurde seinerzeit Madeleine von Heynitz - sie hatte sich um eine Zuchtstute beworben - zugeteilt. Sie erzählt: „Birkhahn ist nicht in meinem Gestüt in Dröschkau bei Torgau geboren, sondern in Altefeld, wo seine Mutter im Frühjahr 1945 zur Bedeckung weilte. Aus Altefeld wurde Pferd um Pferd (von der französischen Besatzung) herausgeholt, aber die unscheinbare Bramouse mit ihrem Fohlen wollte niemand haben. So konnte ich beide eines Tages holen und brachte sie nach Gut Kirchberg im Harz. Birkhahn bezog eine Kälberbox im Kuhstall, aber er konnte mit den Kaltblütern auf der Weide herumtollen. Außerdem wurde er satt, hatte Luzerne und schönes Kleeheu. So führten wir ein Flüchtlingsdasein.“

Im Frühjahr 1947 begann für Birkhahn der Ernst des Lebens, er ging in den Trainerstall von Ferry Höfling nach Hannover. Vor seinem ersten Start erhielt Frau von Heynitz ein mehr als reizvolles Kaufangebot aus Leipzig für den Hengst: „Ich nahm Birkhahn am Halfter und führte ihn schwarz über die grüne Grenze im Harz.“

Birkhahn war ein sehr hartes, über vier Rennzeiten geprüftes Pferd, auch galt es während seiner Zeit auf der Bahn einige Blessuren wegzustecken. Der Hengst gewann 13 Rennen in Serie, er holte sich das Derby im Stil eines Ausnahmepferdes. Drei Wochen später folgte ein 6 Längen-Sieg im wertvollen Weinberg-Rennen in Franfurt, man sprach von einem neuen „Wunderpferd“, Vergleiche mit Oleander und Schwarzgold wurden angestellt. In Birkhahns Umgebung bekamen Besitzer und Trainer Oberwasser und schienen zu vergessen, daß Birkhahn ein Pferd und keine Maschine war, sie trauten ihm wohl alles zu. Er machte schon einen müden Eindruck bei seinem Sieg im Osten, er gewann zwar - aber alles andere als überzeugend. In maßlosem Ehrgeiz verlud man Birkhahn nach Köln, um eine Woche später im Gerling-Preis unter hundsmiserablen Gewichtsbedingungen anzutreten. Hier wurde Birkhahn zum ersten Mal geschlagen, danach war er nie wieder der Alte. Dazu kommt, daß Birkhahn 1949 bei seinem zweiten Start schwer angaloppiert wurde und er unentwegt weiter in Rennen geschickt wurde. Zum bitteren Ende - nur noch ein Schatten seiner vergangenen Tage - fand er selbst im Osten einen Bezwinger.

Birkhahn bezog dann im Gestüt Graditz die Beschälerbox. Als Deckhengst im Privatbesitz leicht gehandicapt brachte er es auf 5 DDR-Deckhengst-Championate. 1959 fädelte das Gestüt Schlenderhan den Austausch von Birkhahn gegen Asterios ein. Nie hatte es einen besseren Deal gegeben, zwar wirkte Birkhahn nur 6 Jahre als Beschäler im Gestüt Schlenderhan - der Hengst starb im Alter von 20 Jahren an einem Herzschlag - aber was für Spuren hat der „Löwe“ hinterlassen!

Birkhahns Bilanz: 22 Starts. 16 Siege, 2 Plätze. Noch Größeres aber leistete er als Vaterpferd. Hätte Schlenderhan diesen Deal nicht in die Wege geleitet: ohne Birkhahn hätte es keinen Literat gegeben, keinen Surumu, Acatenango, Lomitas, Lando, keine Borgia und keinen Belenus ...

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