Galopper des Jahrhunderts

ein Kandidat der Turfkönig-Wahl zum Galopper des Jahrhunderts

vorgestellt von Silvia Wächter

gez. 1965 v. Henry the Seventh - Light Artic v. Artic Prince
Züchter: Buttermilk Stud
Besitzer: Stall Primerose
Trainer: Sven von Mitzlaff

Auktionstag in Newmarket! Sven von Mitzlaff und der Besitzer des Stall Primerose, der Belgier Albert Marcour, weilen vor Ort. Die legendäre Mrs. Scott vom Buttermilk Stud bot die Jährlinge Park Top, Presto und Luciano auf der Auktion an. Den Hengst Presto hatte Sven von Mitzlaff für seinen Besitzer bereits auf dem „Zettel“, als Mrs. Scott den vor Temperament sprühenden Luciano in den Ring führte, und nachdem Albert Marcour sein selbst gestecktes Limit um 50 Guineas „erweiterte“, nahmen sie einfach beide mit nach Deutschland.

Während Presto schon früh in den Rennstall abgeliefert werden konnte, machte Luciano seiner Umgebung richtig Kummer. Der Jährling Luciano stand im Gestüt Alpen bei Herrn Hassler und sollte eigentlich seine Jugendzeit noch ein wenig genießen, als der Junghengst sich bei einem Unfall vom Sprunggelenk bis zum Knochen alles ablederte. Trainer und Besitzer besahen sich den Schaden. Marcour zählte zu den nettesten Besitzern im Rennstall Mitzlaff, nur manchmal vertrat er die rigorose Einstellung „Wenn ein Pferd im Juni dreijährig noch nichts zeigt, dann ab zum 'butcher'“, und war geneigt, Luciano aufzugeben. Die Fürsprache des Trainers und des Herrn Hassler „Laß es uns versuchen, der hat so schöne Bewegungen...“ retteten den schlimm verletzten Luciano. Durch liebevolle Pflege wurde Luciano wieder hergestellt, behielt aber Zeit seines Lebens ein dickes Sprunggelenk, welches immer wieder eiterte. Man mag sich ausmalen, zu welchen Leistungen Luciano im Vollbesitz seiner Kräfte sonst noch fähig gewesen wäre...

Im späten Herbst wurde der zweijährige Luciano dann bei Sven von Mitzlaff abgeliefert und behutsam auf die Dreijährigen-Saison vorbereitet, aufgefallen ist der Hengst zu diesem Zeitpunkt niemanden, halt einer von vielen im Trainerstall. Außerdem war da Presto, der sich sehr gut machte. Luciano blieb erst einmal ein „Nobody“ bis zu einem gewissen Tag im Frühjahr - der Hengst war noch nicht unter Seide angetreten. Ein Lehrling sollte den dreijährigen Hengst in einem leichten Canter die Gerade unter den aufmerksamen Augen des Trainers herunterreiten. Nur, das mit dem leichten Canter hatte Luciano niemand erzählt. Luciano sprang ab und startete sofort mit 100 Sachen durch, der Lehrling vermochte den Hengst nicht zu halten und klammerte sich nur noch fest, nach drei Runden um die Bahn bequemte sich Luciano auf das verzweifelten Wirken seines Reiters zu reagieren und ließ sich stoppen. Mit aufmerksam spielenden Ohren tänzelte der Hengst auf den Trainer zu, als wenn nichts gewesen wäre. Da hat Sven von Mitzlaff des Potential des Hengstes erkannt, ihm war klar, der müßte was können!

In der Zwischenzeit geriet der Stalljockey Ossi Langner immer mehr mit sich selbst in Konflikt. Auf ausdrücklichen Wunsch des Besitzers von Luciano und Presto sollte er sich bereits im Frühjahr entscheiden, wenn er im Union-Rennen sowie auch im Derby reiten wolle. Qual der Wahl, Presto hatte mittlerweile das Henckel-Rennen gewonnen, Luciano war noch ein unbeschriebenes Blatt, welches aber hervorragende Trainingsleistungen gezeigt hatte. Ossi Langner entschied sich für Presto.

Für Luciano wurde nun Lester Piggott engagiert, der Hengst gewann sein allererstes Rennen mit Weile, holte sich das Union-Rennen und avancierte zum Derby-Favorit. Der Derby-Sonntag! Es war wieder einmal heiß in Hamburg-Horn und egal wieviel Beine ...alles schwitzte. Vor allen Dingen der leicht zu Nervosität neigende Luciano schäumte, aber wenn man einen eiskalten Reiter mit Namen Lester Piggott im Sattel hat, ist das sekundär. 1967 gab es den letzten Bänderstart im Deutschen Derby und prompt gab es eine Panne, die Bänder der alten Maschine gingen ungleichmäßig hoch. Der zweite Versuch, ein Pferd blieb stehen, aber das Feld ging jetzt endgültig auf die Reise. Piggott verschaffte Luciano rasch eine sehr gute Ausgangsposition und wartete in aller Seelenruhe ab. Luciano ging blendend, Piggott wartete weiter, dem einen oder anderen unbedarften Rennbahnbesucher mochte das Hemd geflattert haben, aber Piggott wartete. Erst die halbe Gerade herunter machte Piggott ernst, ging an den Rails durch und war mit wenigen Galoppsprüngen in Sicherheit. Zweiter wurde Norfolk mit Peter Remmert, Dritter Presto mit Ossi Langner. Ein einmaliger Triumph für Sven von Mitzlaff, diese Triplette, denn alle drei Pferde waren bei ihm im Training.

Wie seinerzeit Jim Munro und sein Alba, Ossi Langner entschied sich nie wieder gegen Luciano. Das Derby war der Anfang einer großartigen Karriere. Die beiden avancierten in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre zu dem Traumpaar des deutschen Galopprennsport, sie waren über die Grenzen der Turfwelt bekannt. Luciano war ein Ausnahmepferd, sämtliche 10 Siege gestaltete er überlegen. In Deutschland wurde er nur dreimal geschlagen, im Großen Preis von Baden von Salvo, im Großen Preis von Europa einmal von dem legendären Russen Anilin und einmal von Arjon. Im Arc verpullte er sich unter Ron Hutchinson an der Spitze und wurde nur Elfter, das einzige Mal, daß der Hengst kein Geld nach Hause brachte. Luciano überflügelte mit seiner Gewinnsumme den seit 40 Jahren bestehenden Rekord des großen Oleander.

Im Herbst 1968 wurde Luciano für DM 800.000 an das Gestüt Harzburg verkauft, sollte aber noch ein weiteres Jahr im Rennstall für seinen ehemaligen Besitzer verbleiben. Plötzlich wurde der Hengst rätselhaft krank, fraß immer schlechter und magerte zusehend ab. Luciano wurde ein Koppelaufenthalt verordnet. Nur wer nimmt ein krankes Pferd auf seine Koppeln auf? Das Gestüt Bona erklärte sich großzügig bereit, eine Koppel zur Verfügung zu stellen, Luciano wurde wieder gesund und kehrte zurück in den Rennstall, aber zu seiner alten Form fand er nicht zurück. 1969 holte Harzburg ihn ins Gestüt.

Lucianos Laufbahn in Zahlen: 14 Starts, davon 10 Siege, 3 zweite Plätze. Den vielleicht zu großen Erwartungen als Vererber wurde Luciano leider nicht gerecht, auch wenn er sich als Mutterstutenvererber bewährt hat. Im Juni 1981 zog er sich durch vehementes Treten gegen die Boxentür einen Trümmerbuch des Hufbeins zu und mußte aufgegeben werden.

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