|
Galopper des Jahrhunderts
Analog zum Galopper des Jahres wird beim Turfkönig auch der Galopper
des Jahrhunderts gewählt. zwar ist mittlerweile bekannt, daß
das neue Jahrhundert/-tausend erst beim Jahreswechsel 2000/2001 beginnt,
aber bei der allgemeinen Millenium-Hysterie nicht mitzumachen hieße
schlicht Gelegenheiten zu verpassen, die sich ein Jahr drauf nicht mehr
bieten.
Folgende Pferde stehen in der Reihenfolge ihres Jahrgangs
zur Auswahl: Oleander, Alba, Nereide, Alchimist, Schwarzgold,
Birkhahn, Ticino, Orsini, Lombard, Luciano, Alpenkönig,
Star Appeal, Surumu, Königsstuhl, Nebos, Orofino, Acatenango,
Lirung, Lomitas, und Lando. Keine Sorge, wenn ein wichtiges
Pferd vergessen wurde: Sagen Sie uns, wer und warum, oder
stellen Sie das Ganze gleich zur Debatte im Turf-Diskussions-Forum.
Z. B. darf Festa als eine der besten Mutterstuten aller Zeiten
nominiert werden?
Vollblut-Hengstschau
1999
Foto-Seite mit ein
paar Hengstschau-Highlights
Fast vier Dutzend Vollblüter fanden sich am 18. Oktober
auf der Kölner Rennbahn zur alle zwei Jahre stattfindenden Vollbluthengstschau
ein. Zwar werden auf dieser Schau auch Hengste zum Einsatz in der Vollblutzucht
anerkannt (vergleichbar mit einer Körung), aber in erster Linie
gilt die Vorführung als Bindeglied zwischen Warmblutzüchtern
und (Vollblut-)Hengstbesitzern, eine Art Marktplatz also.
Zahlreicher als vor zwei Jahren waren die Warmblutzüchter erscheinen,
was den von Hans Kirchner im Vorwort des Kataloges konstatierten Trend
"daß Hengste mit dem Zusatz xx in der Reitpferdezucht (wieder)
auf dem Vormarsch sind", bestätigt.
Die Hengste treten in vier nach Leistung und Alter sortierten
Klassen auf, in denen jeweils ein Siegerhengst gekürt wird. Schließlich
wird aus diesen Vier der Gesamtsieger der Hengstschau ermittelt. Dabei
muß festgehalten werden, daß das Ganze reinen Schau-Charakter
hat. Die Sieger sind durch diese Auszeichnung nicht gekört oder
für die Vollblutzucht zugelassen, sie sind einzig aufgrund ihres
Exterieurs, ihres Ausdrucks und ihrer Bewegungen als geeignete Veredler
für die Warmblutzucht angesehen worden. Insofern hat eine Auszeichnung
auf der Hengstschau vor allem Einfluß auf den Marktwert des Hengstes,
nicht jedoch auf seine Körung. Es ist zum Leidwesen manches Hengstbesitzers
schon vorgekommen, daß ein auf der Kölner Hengstschau ausgezeichneter
und vielgelobter Blüter von einem Landespferdezuchtverband nicht
als Deckhengst anerkannt wurde. Denn bei dieser Körung wird nicht
nur der Hengst selber, sondern auch die "Marktlage", sprich,
wieviele englische Vollblüter decken bereits in diesem Gebiet,
beurteilt. Ein Schelm, der dabei an Planwirtschaft denkt...
Kurze Vorstellung der Siegerhengste:
Gruppe I - dreijährige Hengste mit einem GAG von 80 bis 94,5 kg:
Faberger. Ein Sohn von Dashing Blade, bereits zweijährig
listenplaziert gelaufen, im Besitz der bekannten Reitpferdezucht Wiesenhof.
Kein hart geprüftes, aber sehr gut aussehendes Pferd, wenn auch
ein eher zierlicher Typ. Faberger wurde zum Gesamtsieger.
Gruppe II - vierjährige Hengste mit einem GAG von 80 bis 94,5 kg:
Stravini. Ein Hengst aus der Zucht von Hubert Hasler. Ein untypischer
Sohn von Platini (Flieger), steigerte sich bis in den Ausgleich I und
lief auch schon auf Listen-Ebene plaziert.
Gruppe III - fünfjährige und ältere Hengste mit einem
GAG von 80 bis 94,5 kg: Gallazzi. Vom GAG her geradeso in diese
Gruppe gerutscht, aber von der Leistungskonstanz (12 Starts, 6 Siege,
5 Plätze) und vom Aussehen her beeindruckender Typ, der zu den
ruhigsten Pferden der gesamten Hengstschau gehörte. Ein spätberufener
Surumu-Sohn, der erst vierjährig auf der Rennbahn debutierte.
Gruppe IV - vierjährige und ältere Hengste mit einem GAG von
75 kg in Flach- oder 80 kg in Hindernisrennen und mindestens 20 Starts
in 3 Rennjahren: Wörthersee. Der dritte Siegerhengst aus
dem Stall von Erika Mäder (nur Gallazzi steht bei Rau). Ein mehrfacher
Ausgleich-II-Sieger, der bei 31 Starts sechsmal gewann und neunmal plaziert
war. Der Acatenango-Sohn hat sehr gute Bewegungen und viel Ausdruck.
In der Gruppe V werden Hengste vorgestellt, die ein
GAG von 95 kg oder höher haben. Diese Gruppen-Teilung ist seit
der Senkung der Beschälermarke auf 94 kg (ein Gruppe-Sieg vorausgesetzt)
nicht mehr ganz zeitgemäß. Dort wurden pensionierte oder
noch aktive Hengste vorgestellt, die für die Vollblutzucht qualifiziert
sind - sie wurden hier anerkannt. Im einzelnen handelte es sich um:
Acambaro, Agnelli, Auenadler,
Caitano, Galtee,
Hibiscus, Kalatos, March
Groom, Narrabeth, Saugerties, Sumitas, Tannenkönig, Tertullian
und Tiger Hill. El Divino
und Ungaro waren der Veranstaltung ferngeblieben. Auch hier fand eine
Beurteilung durch die größtenteils aus dem Warmblutlager
stammende Jury (Horst Ense, Friedrich Jahncke, Rolf Leisten, Gustav
Meyer zu Hartum) statt. Als die Spitzen-Galopper in die richtige Reihenfolge
gebracht worden waren, hörte man Zuschauer - Warmblutzüchter?
oder wer ist sonst so ketzerisch? - murmeln: "Das ist doch eine
politische Entscheidung - Tiger Hill vor Caitano." Auf jeden
Fall hat Tiger Hill eine stärkere Ausstrahlung als sein Iffezheimer
Bezwinger Caitano, den ein Engländer vielleicht als "workmanlike
colt" beschreiben würden. Wer Fehler im Exterieur sucht, ist
bei den beiden allerdings ebenso wie bei den hocheingestuften Sumitas,
Hibiscus und Kalatos jedenfalls an der falschen Adresse. Da gilt die
alte Regel: Schnelle Pferde sind auch schön.
Von diesen Pferden hat bislang nur Auenadler schon eine Beschälerbox
inne: Er wird neben seinem Vater Big Shuffle und Derby-Sieger Laroche
in Auenquelle aufgestellt. Definitiv im Rennstall bleiben eigentlich
nur Caitano, der Weltreisende Galtee, Hibiscus, Saugerties, Sumitas,
Tertullian und Tiger Hill.
Details am Rande: Der "Abräumer" der vergangenen
Jahre, Gestüt Fährhof, hatte nur einen Hengst, im Ring,
nämlich Ituango, plus Sumitas, der aber an Georg Baron von Ullmann
verkauft worden war. Bewunderung erntete der achtjährige Marc
bei den Warmblutzüchtern. Zwar hatten sie "eine etwas unruhige
Oberlinie" an ihm auszusetzen, aber mit 93 Starts, 15 Siegen und
26 Plätzen erfüllt keiner besser als er das Kriterium eines
harten, dankbaren Rennpferdes. Relativ wenige Söhne von Acatenango
gab es diesmal zu sehen. Der Einfluß des Fährhofers auf die
Reitpferde-Veredlung ist aber immer noch sensationell: Seine Söhne
Concepcion, Flucato, Pacajas und Kanudos gehören zu den jungen
Blütern, aus denen einmal so ein Star wie die Legende Ladykiller
werden könnte.
|