500.000:1 Rekordquote im Galopprennsport
Auf nur einem einzigen Wettschein standen die sechs Sieger der Rennen vom 18. April: El Society, Perdix, Get on top, San Benito, Estamerra und Kaldono. Auszahlung: eine halbe Million Mark für einen Grundeinsatz von 1 DM. Einer Presse-Meldung von n-tv, dem Sender, der die Top-6-Rennen im Rahmen seiner Telewette-Sendung überträgt, ist zu entnehmen:
Ein "Tippfehler" ist schuld am größten
Gewinn in der Geschichte des deutschen
Pferderennsports, eine halbe Million Mark!
Hintergrund: Anstelle des chancenreichen Pferdes Fawning mit der Nummer 15 war die 14, der Außenseiter Get on top, angekreuzt worden. Ein Versehen, das sich nach dem Start der Top-6-Rennen nicht mehr rückgängig machen läßt. Die sechsköpfige Tip-Gemeinschaft kombinierte in vier der sechs Rennen mehrere Pferde, nur im ersten und im letzten Rennen waren sich die Sechs sicher, nahmen El Society und Kaldono als Bankpferde. Insgesamt mußten sie 1320 DM für den Wettschein zahlen. Entgegen dieser Meldung berichteten die Stuttgarter nachrichten, es habe sich beim Gewinner um eine Einzelperson gehandelt.
Top 6: Schwacher Start
Wäre die Top-6-Wette ein Rennpferd, hätte der Zielrichter ihren Start am Osterwochenende vielleicht mit den Worten "stgbl. ngr. agbr. rtl." (stehengeblieben, nachgeritten, ausgebrochen, reiterlos) beschreiben müssen. Denn trotz des phantastischen Angebots, mit nur einer Mark Einsatz eine halbe Million DM zu gewinnen, wurden am 4. April nur wenige Top-6-Wettscheine abgegeben, 132.931 DM wurden umgesetzt. Das ist soviel wie in einem Neusser Ausgleich II im Februar gewettet wird. Der Unterschied: Beim Neusser Rennen werden dann auch "nur" rund 110.000 DM an die Wetter ausgeschüttet, nicht, wie bei der Top 6, eine halbe Million DM.
Geknackt wurde der Jackpot noch nicht. Obwohl 8 Wetter die ersten fünf Sieger inklusive des Riesen-Außenseiters Ladalco (Agl.I in Hoppegarten) richtig vorausgesagt hatten, hatte keiner von ihnen den sechsten und letzten Sieger Loco auf dem Schein. Und der war sogar Favorit gewesen. Somit wanderten 70 Prozent der Einsätze in den Jackpot für nächste Woche (Spielregeln lesen Sie hier). Für den zweiten Rang - fünf Richtige - wurden 245:1 ausgezahlt. Auf 109 Wettscheinen standen fünf von den sechs Siegern Tschardasch, Rondo Veneziano, West Point, Ladalco, Imperioso und Loco.
Die Ursache für das geringe Wettaufkommen sah man im Direktorium bei den "frühjahrsmüden Wettern". Und die waren am Oster-Wochenende derart "frühjahrsmüde", daß sie auf 9 Rennveranstaltungen "nur" gute 7 Mio. DM verwetteten. Am Geiz der Wetter kann es also eigentlich nicht gelegen haben.
Weitere Ursachenforschung muß also betrieben werden. Die großen Starterfelder wirkten auf manch einen Wetter abschreckend. (11, 15, 10, 15, 10 und 11 Pferde waren jeweils am Start.) Obwohl - im Nachhinein betrachtet - erstaunlich oft der Favorit vorne war, die Wette also gar nicht so schwer zu treffen war, wie man von vornherein vielleicht glauben mochte.
Aber leider verfehlt die Top-6-Wette eine mögliche Zielgruppe: die Gelegenheits-Wetter und Lotto-Spieler. "Ich hatte schon Lust, ein bißchen billig Lotto zu spielen - sechs Zahlen ankreuzen für eine Mark: cool", sagte ein Gelegenheitswetter aus Düsseldorf. "Aber als ich dann beim Buchmacher hörte, daß der Mindest-Einsatz pro Schein 10 DM ist, habe ich lieber eine Siegwette gespielt. Schade, denn vier von den Top-6-Siegern hatte ich auf meinem Schein." Abgesehen davon, daß ein Otto Sechs-Kreuzchen-Macher vielleicht gar nichts davon weiß, daß er mit einer Mark Einsatz eine halbe Million gewinnen kann. Oder haben Sie in Ihrer Tageszeitung vor Ostern das Wort "Top 6" entdeckt?
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